Autoimmun-Hypophysitis bei Hund und Pferd
Die Autoimmunhypophysitis – also die autoimmun bedingte Entzündung der Hirnanhangsdrüse – ist eine seltene Erkrankung beim Menschen. Sie tritt sehr selten bei Hund und Pferd auf. Die Erkrankung zeichnet sich durch eine Infiltration der Hypophyse mit Lymphozyten aus.
Ausprägung und Krankheitsbilder der autoimmun bedingten Hypophysitis
In der Regel handelt es sich bei den auftretenden Veränderungen in der Hypophyse um eine diffuse Infiltration in das Gewebe der Hirnanhangsdrüse. Es wurde jedoch auch von der Entwicklung lymphatischer Follikel innerhalb der Hirnanhangsdrüse berichtet. Die klinischen Erscheinungen beim Menschen spiegeln die Funktionen der Hypophyse wider. So leiden die Patienten grundsätzlich an einer Autoimmunthyreoiditis, während eine kleinere Anzahl von Fällen ein autoimmunes polyendokrines Syndrom Typ 2 (APS2), systemischen Lupus erythematodes, das Sjögren-Syndrom oder Diabetes mellitus des Typs T1DM entwickelt.
Autoimmun bedingte Hypophphysitis bei Hunden
Ähnliche Fälle wie beim Menschen wurden auch bei Hunden beobachtet. So wurde in einem Fall bei einem Scottish Terrier eine lokalisierte Hypophysenmasse festgestellt. Bei der Autopsie konnte eine lymphoplasmatische Hypophysitis festgestellt werden. Dieses Tier litt möglicherweise an einem sekundären Hypoadrenokortizismus (also einer Unterversorgung mit Kortison). Bei einem anderen Hund (Großer Pyrenäenhund), der an Hypothyreose und Hypoadrenokortizismus litt, wurde eine vergrößerte Hypophyse festgestellt. Es stellte sich heraus, dass er eine lymphozytäre Hypophysitis hatte, die hauptsächlich aus B-Lymphozyten bestand.
Autoimmun bedingte Hypophysitis bei Pferden
Eine multifokale lymphozytäre Hypophysitis wurde auch bei Pferden festgestellt. Ein solcher Fall trat beispielsweise bei einem Appaloosa-Wallach mit klinisch diagnostizierter Fehlfunktion der Pars intermedia der Hypophyse (ein Teil des Hypophysenvorderlappens) auf. Das Vorhandensein einer geringen Anzahl von verstreuten Lymphozyten scheint dagegen ein auch normalerweise in der Hypophyse von Pferden zu finden zu sein.
Ob eine immunologische Behandlung mit toleranzinduzierenden dendritischen Zellen bei der Behandlung der autoimmun bedingten Hypophsitis hilfreich sein kann muss noch geklärt werden.
Quelle: Tizard IR (2023): Autoimmune Hypophysitis: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 73
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.