Autoimmunbedingte Herzerkrankungen bei Hunden

Autoimmunität wird zunehmend als ein wesentlicher Faktor für das Entstehen einer Herzinsuffizienz beim Menschen erkannt. Auch bei Hunden, z.B. Cocker Spaniel, aber auch Dobermann, sind autoimmun bedingte Herzerkrankungen bekannt. Einige Autoantikörper richten sich gegen kontraktile, also für die Zusammenziehung der Herzmuskelzellen verantwortliche,  Muskelproteine wie Troponin oder Myosin. Andere Autoantikörper binden an G-Protein-gekoppelte Rezeptoren. Infolgedessen können sie als Agonisten wirken und die Rezeptorsignalisierung wirksam stimulieren und werden als funktionelle Autoantikörper bezeichnet.

So wurden beim Menschen verschiedenste Autoantikörper nachgewiesen. Bei Patienten, die an Herzrhythmusstörungen leiden, zeigte eine Studie, dass 40 % Autoantikörper gegen einen bestimmten Zelltyp aufwiesen. Noch bedeutsamer ist, dass bestimmte Autoantikörper offenbar die Hauptursache für linksventrikuläre Dysfunktion und dilatative Kardiomyopathie beim Menschen sind. Sie scheinen auch mit der Entwicklung von Rhythmusstörungen des Vorhofes und der Entwicklung einer hypertensiven Herzerkrankung in Zusammenhang zu stehen. Die Autoantikörper können im Serum von Menschen und Hunden gefunden werden, die an der durch Trypanosoma cruzi verursachten Chagas-Krankheit leiden.

  1. Herzerkrankung durch Trypanosomen

Trypanosoma cruzi ist eine parasitäre Protozoenerkrankung von Menschen und Hunden. Diese ist Ursache für die sogenannte Chagas-Krankheit. Diese Trypanosoma-Art tritt in Lateinamerika und im Süden der Vereinigten Staaten auf. Bei der chronischen Form der Krankheit entwickeln die infizierten Personen eine intensive Immunreaktion gegen den Parasiten. Infolge der Wirkung von weiteren Krankheitserregen und dem Entstehen gleichgerichteter molekularer Strukturen (sogenanntes Mimikry) entwickeln sie auch verschiedene Autoimmunreaktionen. Diese richten sich gegen viele verschiedene Autoantigene im Nervensystem, im Immunsystem und im Herzen. So führen Autoantikörper gegen kardiales Myosin, β1-Adrenozeptoren und Acetylcholinrezeptoren dazu, dass diese Patienten eine chronische und oft tödliche Herzmuskelerkrankung entwickeln.

  1. Autoimmune Herzerkrankung nach Checkpoint Mediatoren

Eine darüber hinaus weitergehende Erkrankung ist beim Menschen bekannt: Durch die Einführung von Immun-Checkpoint-Mediatoren konnte die immunologische Tumorbehandlung einiger menschlicher Krebsarten revolutioniert werden. Ziel dieser Hemmstoffe war die Nutzung der immunsuppressiven Wirkung des zytotoxischen T-Lymphozyten-assoziierten Antigens 4 (CTLA-4) und des sogenannten programmierten Todes-Proteins (PD-1). Leider kann durch die Beseitigung dieser Beschränkungen des Immunsystems, insbesondere der T-Zellen eine  Autoimmunität entstehen. Bei einigen Patienten können sich T-Zell-Klone entwickeln, die mit dem Tumor sowie dem Skelett- und Herzmuskel reagieren. Eine solche Folge ist die Entwicklung einer tödlichen lymphozytären Myokarditis. Dies kann zu einer akuten hämodynamischen Beeinträchtigung führen, die einen kardiogenen Schock und den Tod zur Folge hat.

  1. Kardiopathie beim English Cocker Spaniel

English Cocker Spaniels können eine Kardiomyopathie mit antinukleären und antimitochondrialen Autoantikörpern entwickeln. Dabei zeigen Sie verminderte Serumspiegel des Immunglobulin A. Dies wird in Zusammenhang gesehen mit eine bei ihnen vorhandenen genetischen Variante. Sie ist mit dem Besitz eines spezifischen Allotyps der Komplementkomponente 4 (C4-4) verbunden. Das Autoantigen ist noch nicht identifiziert.  Beim Menschen sind ähnliche Kardiomyopathien auf Autoantikörper zurückzuführen, die gegen den Adenin-Nukleotid-Translokator der Mitochondrien gerichtet sind.

  1. Dilatierte Kardiomyopathie des Dobermanns

Hunde der Rasse Dobermann leiden ebenfalls häufig an einer dilatativen Kardiomyopathie. Betroffene Hunde entwickeln klinische Anzeichen, die denen des Menschen sehr ähnlich sind, wie etwa kongestives Herzversagen, Herzrhythmusstörungen, Synkopen und Belastungsintoleranz. Viele dieser Hunde bilden auch Autoantikörper gegen bestimmte Herzrezeptoren. Diese Autoantikörper binden einen spezifischen Bereich auf dem extrazellulären Teil des Rezeptors. Es handelt sich um  denselben Gewebebereich, der auch beim Menschen betroffen ist. In einer Studie wiesen etwa 70 % der Dobermänner sowohl mit als auch ohne dilatative Kardiomyopathie Autoantikörper gegen den Rezeptor (β1-AAB) auf. Die Werte dieser Antikörper waren in der Gruppe mit Kardiomyopathie leicht, aber nicht signifikant höher. Bei der Nachbeobachtung der Hunde war jedoch der plötzliche Tod bei den Antikörper-positiven Hunden (79 %) signifikant höher als bei den negativen Hunden (20,4 %). Die Mehrheit der betroffenen Hunde überlebte weniger als 2 Jahre nach der Diagnose. Um die Krankheit frühzeitig zu erkennen werden deshalb regelmäßige Herzultraschalluntersuchungen bei Dobermännern empfohlen.

Neben der Behandlung mit spezifischen Herzmedikamentierungen sollte über eine immunologische Begleittherapie nachgedacht werden.

Quelle: Quelle: Tizard IR (2023):  Autoimmune Heart Faliure in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 154/155

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