Dermatomyositis des Hundes

Bei jungen Collies und Shelties tritt eine familiär gehäuft auftretende Erkrankung, die der Dermatomyositis beim Menschen ähnelt, auf. Es handelt sich um eine Mikroangiopathie, bei der komplementvermittelte Gefäßschäden zu einer Minderdurchblutung der Muskulatur führen. Die Krankheit wird autosomal-dominant vererbt und betrifft einen Genort auf Chromosom 35, obwohl die Ausprägung sehr variabel ist. Eine ähnliche dermatomyositisähnliche Erkrankung wurde bei anderen Rassen wie Pembroke Welsh Corgi, Lakeland Terrier, Chow Chow, Jack Russell Terrier, Deutschen Schäferhund und Rottweiler beschrieben.

Ablauf der kaninen Dermatomyositis

Es ist von einer starken genetischen Komponente bei der Dermatomyositis der Hunde auszugehen. Betroffene Hunde entwickeln eine Dermatitis mit einer weniger offensichtlichen Myositis, also neben einer Haut- auch eine Muskelentzündung. Die Welpen erscheinen bei der Geburt normal, aber die Hautveränderungen entwickeln sich in der Regel im Alter von 7 bis 11 Wochen. Die Myositis entwickelt sich etwas später, in einem Alter von ungefähr  12 und 23 Wochen. In einigen Fällen entwickelte sich die Dermatitis im Alter von 3 bis 6 Monaten, und die Myositis wurde nach der Untersuchung der Dermatitis entdeckt. Die Dermatitis entwickelt sich zunächst im Gesicht, an den Ohren und an der Schwanzspitze. Später breiten sich die Läsionen auf die Gliedmaßen und den Rumpf aus, insbesondere über Knochenvorsprüngen. Sie sind nicht juckend. Diese frühen Hautläsionen sind erythematös und führen schließlich zur Bildung von Bläschen und Pusteln innerhalb und oberhalb der Haut. Es kommt zu einer diffusen Atrophie der Haarfollikel und einer Degeneration der Keratin bildenden Zellen. Dies kann zu Ulzerationen führen. Wenn die Hautbläschen reißen, bilden sich Geschwüre und Krusten. Die Läsionen können auf dem Nasenrücken und um die Augen herum zu finden sein. Sie zeigen Haarausfall und Veränderungen der Pigmentierung. Es kann zu einer lokalen Lymphknotenvergrößerung kommen. Der klinische Verlauf und der Schweregrad sind unterschiedlich, aber die Hautläsionen bilden sich in der Regel bis zum Alter von 1 Jahr zurück.

Muskelveränderungen bei der kaninen Dermatoymositis

Die Muskelerkrankung folgt auf den Beginn der Hauterkrankung, aber es besteht eine geringe Korrelation zwischen dem Schweregrad der beiden Erkrankungen. Das häufigste Anzeichen einer Myositis ist eine Atrophie der Kaumuskeln und der Schläfenmuskeln. Einige schwer betroffene Welpen können infolge der Myositis Schwierigkeiten beim Kauen und Schlucken haben. Sie sind schwach und lethargisch und entwickeln sich schlecht. Wenn die Muskeln der Speiseröhre betroffen sind, kann sich ein Mega-Ösophagus entwickeln, der zu einer sekundären Aspirationspneumonie führen kann. Bei diesen Hunden kann auch eine generalisierte Vergrößerung der Lymphknoten auftreten. Viele Hunde wachsen aus der Krankheit heraus und bleiben mit einer mäßigen Hyperpigmentierung, einer gewissen Hypopigmentierung und Alopezie sowie einer Atrophie der Kaumuskeln zurück. Auch die Beinmuskeln können verkümmern, was den Gang des Tieres beeinträchtigt. Andere Hunde entwickeln eine fortschreitende Krankheit mit schwerer Dermatitis und Myositis. Bei Hunden mit fortschreitender Erkrankung können auch Anzeichen einer Immunschwäche, insbesondere Pyodermie und Septikämie, sowie Demodikose auftreten. Bei der Sektion können Myositisveränderungen in der Speiseröhre und Arteritis in der Haut, den Muskeln und der Blase festgestellt werden.

Diagnose und Symptome der Dermatomyositis des Hundes

Das wichtigste Angriffspunkt bei der Dermatomyositis ist das Endothel der Blutkapillaren. Die Haut- und Muskelläsionen sind das Ergebnis eines Verschlusses der Gefässe. So weisen die Blutgefäße der Haut geschwollene Endothelzellen, Vakuolisierung, Kapillarnekrosen, Entzündungen und Gefäß-Verschluss auf. Der Beginn und das Fortschreiten der Krankheit korreliert mit einem Anstieg der zirkulierenden Immunkomplexe und des Serum-IgG, aber der Grund für diesen Anstieg ist unklar. Die Immunkomplexe und IgG-Spiegel normalisieren sich, wenn die Krankheit abklingt, was auf einen Zusammenhang zur Höhe dieser Immunveränderungen hindeutet. Muskelbiopsien, insbesondere des Schläfenmuskels, zeigen multifokale Ansammlungen von Lymphozyten, Plasmazellen und Makrophagen sowie einige wenige Neutrophile und Eosinophile. Die Muskelfasern sind atrophiert und können eine Fragmentierung und Vakuolisierung aufweisen.

Behandlung der Dermatomyositis des Hundes

Folgende Behandlungsmöglichkeiten sind bekannt: Eine symptomatische Behandlung und die Gabe von Kortikosteroiden können in schwer betroffenen Fällen von Nutzen sein. Pentoxifyllin ist ebenfalls von Vorteil, da es der Gefäßschädigung  entgegenwirkt.

Eine Immuntherapie sollte genutzt werden, um den Einsatz der Kortikoide zu begrenzen.

Quelle: Quelle: Tizard IR (2023):  Canine Dermatomyositis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 152 – 154

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