Unerwünschte Nebenwirkungen durch die Behandlung mit Chemotherapie beim Hund

Für die Durchführung von Behandlungen mit Chemotherapie (sogenannte Chemotherapie-Protokolle) werden normalerweise verschiedene Substanzen kombiniert, die einen unterschiedlichen Wirkmechanismus haben. Dabei soll der Zelltod bei Tumorzellen einhergehen mit einer nur langsam wachsenden Resistenz gegen die bei der Behandlung genutzten Substanzen. Um die bestmögliche Wirkung zu erzielen, müssen die Wirkstoffe möglichst oft in höchstmöglicher Dosis verabreicht werden. Durch diese Kombination (mehrere Substanzen öfter in hoher Dosierung) kommt es allerdings auch vermehrt zu teilweise schweren Nebenwirkungen beim behandelten Tier. Aber auch rein oral verabreichte, sogenannte metronomische Chemotherapie, kann deutliche Nebenwirkungen zeigen.

Die nachfolgende Übersicht gibt die möglichen körperlichen Erscheinungen und die Gradeinteilung der Nebenwirkungen bei Chemotherapien an:

Nebenwirkung Grad 1 Grad 2 Grad 3 Grad 4 Grad 5
Neutropenie (Verringerung der weißen Blutkörperchenanzahl) ≤ 1500/ul 1000-1499/ul 500-999/ul ≤ 500/ul Tod
Thrombozytopenie (Verringerung der Blutblättchenanzahl)  ≤100000 /ul 50000-99000/ul 25000-49000/ul ≤25000/ul Tod
ALT-Erhöhung(Alanin-Aminotransferase, wichtiger Leberwert) 1,5fach 15-2fach 2-10fach ≥10fach Tod
Anorexie
(Inappetenz)
Päppeln oder Änderung derDiät notwendig, um Appetit zu behalten veränderte orale Aufnahme ohne signifikanten Gewichtsverlust; orale Nahrungsergänzung angezeigt von 3 bis zu 5 Tagen Dauer verbunden mit signifikantem Gewichtsverlust oder Unterernährung, intravenöse Flüssigkeit, Sondennahrung oder totale parenterale Ernährung angezeigt lebensgefährliche Dauer mehr als 5 Tage Tod
Durchfall mehr als 2x häufigerer Stuhlabsatz täglich mehr als 2-6x häufigerer Stuhlabsatz, parenterale Gabe von Flüssigkeitfür bis zu einem Tag notwendig, keine Einschränkung der täglichen Aktivitäten mehr als 6 Stuhlabsätze pro Tag, Inkontinenz, intravenöse Flüssigkeitsgabe länger als 24 Stunden,Lebensqualität eingeschränkt lebensgefährlich (Hämodynamischer Kollaps) Tod
Erbrechen weniger als 3x in 24 Stunden 3-5 x in 24 Stunden, weniger als 3x täglich über zwei bis vier Tage, parenterale Flüssigkeitsgabe bis zu 24 Stunden angezeigt mehr als 5x in 24 Stunden, Erbrechen über mehr als 4 Tage, intravenöse Behandlung und totale parenterale Ernährung angezeigt lebensgefährlich (Hämodynamischer Kollaps) Tod
linksventrikuläre systolische Dysfunktion am Herzen asymptomatisch, fraktionierte Verkürzung im Ruhezustand 20 – 25 % asymptomatisch fraktionierte Verkürzung im Ruhezustand 15-20 % symptomatischer Herzfehler, behandelbar, Verkürzung im Ruhezustand auf weniger als 15 % refraktärer Herzfehler oder klinisch schlecht kontrolliert Tod
systemischer erniedrigter Blutdruck asymptomatisch, keine Behandlung notwendig kurz, weniger als 24 Stunden andauernd, Flüssigkeitsersatz, keine physiologischen Folgen länger andauernd,

nachhaltige Therapie, löst sich ohne anhaltende Folgen auf

Schock (Beeinträchtigung der lebenswichtigen Organfunktionen) Tod
Lethargie leichte Lethargie Lethargie, die zu Einschränkungen im täglichen Leben führt in den Aktivitäten des täglichen Lebens stark eingeschränkt, nur so weit gehfähig, dass das Tier tägliche Aufgaben erledigen kann behindert, muss zwangsernährt werden und Hilfe bei den täglichen Aktivitäten erhalten Tod
Aspirations-pneumonie asymptomatisch, nur radiologisch nachweisbar symptomatisch, Behandlung angezeigt klinische oder radiologische Nachweis von Pneumonie oder Pneumonitis lebensbedrohlich Tod
nichtseptische Arthritis leichte Schmerzen mit Entzündungszeichen oder Gelenksschwellung, keine Funktionseinschränkung deutliche Schmerzanzeichen oder Gelenkschwellung mit Funktionseinschränkung, keine Einschränkung der täglichen Aktivitäten starke Schmerzen mit Entzündung und Gelenkschwellung, Einschränkung der täglichen Aktivitäten Behinderung Tod
Tumorlyse-syndrom (Stoffwechselentgleisung aufgrund massivem Zelltod) asymptomatisch, nur klinische Veränderungen nachweisbar leichte bis mittlere klinische Zeichen, Behandlung notwendig für bis zu 48 Stunden dringend medizinische Indikation, Klinikaufnahme, Behandlung länger als 48 Stunden lebensgefährliche Behandlungs-folgen, sofortige Behandlung notwendig Tod

Diese Auflistung an möglichen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Chemotherapie soll eine Hilfe sein, um den Zustand eines Tieres in der jeweiligen Situation zu klären.

Folgende Umstände müssen immer bei der Betrachtung möglicher Nebenwirkungen mit einbezogen werden:

  • Toxizität der eingesetzten Stoffe
  • der behandelte Tumor (Zell-Typ, Ausbreitung, Metastasierung)
  • vorhandene andere Erkrankungen

Quelle:

Chavalle T et al (2022): Are severe adverse eventscommonlyobserved in dogsduringcancerchemotherapy? A retrospectivestudy on 155 dogs, VetCompOncol, 2022:20:393-403, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34775666/

Treggiari E et al (2022): Risk factors associated with the onset of lomustine-induecd neutropenia in tumour-bearing dogs, Vet Comp Oncol 2022:20:577-586, doi. 10.1111/vco.12809

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