Die immunvermittelte Polyarthritis der Katzen
Die infektiöse Polyarthritis tritt bei Katzen sehr viel häufiger auf als die hier beschriebene primäre immunvermittelte Arthritis. Insgesamt sind immunvermittelte Gelenkerkrankungen ein ungewöhnliches Krankheitsbild bei den Feliden. Betroffene Katzen können offensichtliche Schmerzen zeigen, sich nur ungern bewegen und laufen oder zumindest einen steifen Gang zeigen.
Die chronisch fortschreitende Erkrankung tritt vor allem bei männlichen Katzen auf und ist durch eine Polyarthritis mit einer Vorform der Osteoporose oder Knochenneubildung im Bereich der Knochenhaut gekennzeichnet. Erosionen um den Gelenksbereich und schließlich ein Kollaps oder Erosionen unter den Gelenkflächen, Gelenkinstabilitäten und Gelenksdeformationen werden im weiteren Verlauf beobachtet. Diese sind der rheumatoiden Arthritis sehr ähnlich.
Virusinfektionen wichtig bei der immunvermittelten Polyarthritis
Betroffene Katzen können mit dem Felinen Synzytien bildenden Virus (FeSFV), dem Felinen Leukämievirus (FeLV) oder beiden gleichzeitig infiziert sein. Dabei ist die sogenannte Prävalenz, also die Anzahl der erkrankten im Verhältnis zu nicht betroffenen Tieren, in Hinsicht auf FeSFV 2- bis 4-mal höher. Die Inzidenz(relative Häufigkeit) von FeLV ist sogar 6- bis 10-mal höher als bei nicht arthritischen Katzen.
Es wird vermutet, dass die immunvermittelte Polyarthitis der Katzen immunologisch bedingt ist. Dies wird einerseits daraus gefolgert, weil in einigen Fällen Cyclosporin erfolgreich zur Behandlung eingesetzt wurde. Weiterhin wird als Hinweis für ein immunologische Geschehen angesehen, dass es eine massive Lymphozyten- und Plasmazellinfiltration der betroffenen Gelenke gibt. Darüber hinaus zeigen die Tiere gleichzeitig eine Immunkomplex-vermittelte Glomerulonephritis.
Ausschluss anderer Erkrankungen
Die primäre immunvermittelte Polyarthritis bei Katzen muss durch Ausschlussuntersuchungen diagnostiziert werden. Alle infektiösen Ursachen müssen ausgeschlossen werden. Weiterhin muss nachgewiesen werden, dass die Katze nicht an systemischem Lupus erythematodes (SLE) oder reaktiver Polyarthritis erkrankt ist. Die Diagnose stützt sich daher weitgehend auf ein positives Ansprechen auf eine Glukokortikosteroidtherapie.
Reaktive Polyarthritis tritt als Reaktion auf Infektionen, Neoplasien oder bestimmte Arzneimittel auf. Zu diesen Infektionen gehören Toxoplasmose, FeLV, infektiöse Peritonitis der Katze, Pyelonephritis oder Atemwegserkrankungen.
Quelle: Tizard IR (2023) Feline Polyarthritis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 222
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.