Inflammatory Bowel Disease (IBD) des Pferdes – Erkennung und Behandlung
Eine sehr unangenehme Erkrankung beim Pferd ist die sogenannte Inflammatory Bowel Disease des Pferdes, da sie häufig nur indirekt zu diagnostizieren ist. So setzt der Tierarzt den sogenannten oralen Glukose-Toleranz-Test (OGTT) ein, um die verminderte Aufnahme von Nahrungsbestandteilen aus dem Darm festzustellen. Eine gesicherte Diagnose der Erkrankung kann man nur durch eine alle (!) Schichten des Darmes erfassende Biopsie und eine anschliessende Untersuchung der Probe im spezialisierten Labor erreichen.
Nach Tanquerel ist die Prognose der Pferde mit IBD schlechter,
– wenn die Pferde Durchfall haben und dadurch hypoproteinämisch sind,
– älter als 9 Jahre sind,
– erkennbare Veränderungen im abdominalen Ultraschall haben oder
– Krankheitserscheinungen mit einer Dauer von mehr als 6 Monaten haben.
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen deuten darauf hin, dass die lymphoplasmozytäre IBD eine zurückhaltendere Prognose hat als die eosinophile IBD.
Indirekte Symptome des Inflamatory Bowel Disease (IBD)
Die chronische Durchfallerkrankung (Diarrhoe) kann ein Kennzeichen der IBD beim Pferd sein. Viele Tiere zeigen ein lethargisches Verhalten und sich wiederholende Kolikerscheinungen. Besonders der eintretende Gewichtsverlust und die Veränderungen des OGTT-Tests weisen auf den Verdacht einer IBD-Erkrankung hin. Wegen der bei einer Biopsie des Darmes vorhandenen Gefahrenlage werden viele Tierärzte diese Prozedur scheuen und sich mit einer rektalen Untersuchung des (geschwollenen) Enddarmes und einer Bestimmung der Schichtdicke mithilfe eines Ultraschallgerätes als weiterem Symptom begnügen.
Durch Laboruntersuchungen sollte die Vielzahl der möglichen Krankheitserreger, die eine Durchfallerkrankung erzeugen können, ausgeschlossen werden. Zu diesen Krankheitserregern zählen zum Beispiel Salmonellose oder Clostridien. Auch die Frage eines chronischen Wurmbefalls sollte geklärt werden.
Immunologische Behandlung der IBD
Verschiedene Behandlungsansätze bei vermuteter IBD stehen im Raum. Zunächst ist es das Ziel durch eine Infusionsbehandlung die Durchfallfolgen zu lindern. Weiterhin versucht man die Darmperistaltik in physiologische Bahnen zu lenken. Zudem wird durch die Gabe von cortisonhaltigen Arzneimitteln die chronische Entzündung unterdrückt.
Ein innovativerer Behandlungsweg eröffnet sich durch eine immunologische Therapie der Inflammatory Bowel Disease mit toleranzinduzierenden dendritischen Zellen. Unser Team berät Sie dazu gern.
Quelle: Tanquerel L et al. (2020): Clinical and histological features associated with survival in equine inflammatory bowel disease, Poster, ECEIM Congress https://www.eceim.info/system/files/poster-presentations/2020/poster-presentation-574.pdf
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.