Das Übergangszellkarzinom der Katze – Ergebnis einer großen retrospektiven Studie
Bislang sind die Informationen über die Prognose und vorhandene Behandlungsmöglichkeiten von Katzen mit Blasenkrebs (Übergangszellkarzinom- ÜZK) aufgrund fehlender Daten nur begrenzt verfügbar. Aktuell berichtet die Winn Feline Foundation über eine große Studie aus amerikanischen Überweisungskliniken.
Vorkommen des Übergangszellkarzinoms bei Katzen
Im Gegensatz zum Übergangszellkarzinom bei Hunden ist die Vorkommen bei Katzen geringer. Das Übergangszellkarzinom ist die zweithäufigste Lokalisation für Harnwegsneoplasien bei Katzen (nach dem renalen Lymphom). Die bisher größte retrospektive Studie über das Übergangszellkarzinom bei Katzen berichtete über 20 dokumentierte Fälle. Es war jedoch nicht möglich, einen Überlebensvorteil für eine bestimmte Behandlung (die die Verabreichung von Piroxicam, Chemotherapie und chirurgische Exzision umfasste) zu bestimmen, da jeweils eine unzureichende Anzahl von Katzen ein bestimmtes Behandlungsprotokoll erhielt.
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die gemeinsamen klinischen Charakteristika, Behandlungen und Ergebnisse in einer größeren Gruppe von Katzen mit ÜZK des unteren Harntraktes zu beschreiben und Variablen von prognostischer Relevanz zu identifizieren. Die retrospektive Beobachtungsstudie umfasste 118 Katzen mit Karzinomen der unteren Harnwege. Sie wurden von 1991 bis 2018 in 11 verschiedenen Überweisungsinstitutionen behandelt. Sie wurden aus einer Datenbank mit medizinischen Daten ausgewählt . Die Katzen mussten entweder eine zytologische oder histopathologische Bestätigung eines Karzinoms in der Blase oder Harnröhre haben, um in die Studie aufgenommen zu werden.
Typischer Patient
Das mittlere Alter der mit einbezogenen Katzen betrug 15,0 Jahre (Bereich 5,0-20,8 Jahre). Kastrierte Katzen stellten 46,2 % der Katzen dar, und kastrierte Kater 46,2 %.
28 von 118 (23,7 %) Katzen vor hatten eine Vorgeschickte von Harnwegsinfektionen, eine idiopathische Katzenzystitis hatten 17 von 118 (14,4 %) Katzen und 12 von 118 Katzen (10,2 %) hatten eine Urolithiasis. Die meisten Katzen (78,0%; 92 von 118) wurden zuvor wegen Anzeichen einer Harnwegserkrankung bei einem Tierarzt vorgestellt. Mindestens ein klinisches Zeichen wurde bei 111 von 118 (94,1%) Katzen festgestellt, und die mediane Dauer der klinischen Zeichen betrug 30 Tage (Bereich 0-730 Tage). Nur bei den verbleibenden 7 von 118 (5,9%) Katzen war das Übergangszellkarzinom eine Zufallsdiagnose während sie sich zur Beurteilung anderer Erkrankungen einer Bildgebung unterzogen.
Die Diagnose wurde bei 28% der Katzen allein durch ultraschallgestützte Feinnadelaspiration, bei 25,4% der Katzen allein durch chirurgische Biopsie, bei 14,4% erst bei der pathologischen Untersuchung nach dem Einschläfern , bei 11,9% allein durch Urin-Zytospin (also Urinuntersuchung) und bei 5,1% allein durch eine Harnröhrenkatheterisierung gestellt. Die Metastasierung wurde bei 12,7 % der Katzen bei der Erstuntersuchung auf der Grundlage der Ergebnisse der Bildgebung, Zytologie und Histopathologie geschätzt.
Die Behandlung
Die Behandlungsmaßnahmen bei den erkrankten Katzen umfasste für die Analyse drei Gruppen:
- keine Behandlung
- Behandlung mit Zystektomie und
- Behandlung ohne Zystektomie
Bei keiner Katze wurde einer radikalen Zystektomie vorgenommen (vollständige Entnahme der Blase). Bei den Katzen, bei denen man eine partielle Zystektomie vornahm , wurde die Exzision in 9 von 28 (32,1 %) Fällen als vollständig, in 12 von 28 (42,9 %) Fällen als unvollständig und in 7 von 28 (25 %) Fällen nicht gemeldet.
49 von 118 (41,5%) Katzen bekamen Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) und 15 von 49 (30,6%) wurden ausschließlich damit behandelt. Die restlichen 34 von 49 (69,4%) Katzen erhielten NSAIDs als Teil eines multimodalen Behandlungsplans. Die verabreichten NSAIDs umfassten unterschiedliche Präparate: Piroxicam, Meloxicam und Robenacoxib. 33 von 118 (28%) Katzen erhielten eine Chemotherapie; 6 von 33 (18,2%) Katzen erhielten nur eine Chemotherapie. 27 von 33 (81,8%) Katzen wurden im Rahmen eines multimodalen Behandlungsplans u.a. mit einer Chemotherapie behandelt. Das häufigste Chemotherapieprotokoll war der Wirkstoff Mitoxantron allein. 3 von 118 (2,5%) Katzen erhielten einmal wöchentlich fraktioniert Strahlentherapie für 2 bis 6 Behandlungen. Die Schwere der Tumorerkrankung im Bereich des Trigonums und ein schlechtes Allgemeinbefinden erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass keine Behandlung durchgeführt wurde.
Die Prognose
Die mittlere progressionsfreie Überlebenszeit für alle Katzen betrug 113 (zwischen 69-153) Tage. Die mediane Zeit bis zum Wiederauftreten des Tumors bei Katzen, die sich einer partiellen Zystektomie unterzogen, betrug 205 Tage (Bereich 42-459).
Die mediane Überlebenszeit für alle Katzen betrug 155 Tage (Bereich 110-222). Für unbehandelte Katzen betrug der Zeitraum 46 Tage (8-82). Für Katzen, die ohne partielle Zystektomie behandelt wurden waren es 176 Tage (113-240). Und 294 Tage (212-626) für Katzen, die mit partieller Zystektomie mit oder ohne andere Behandlungsmodalitäten behandelt wurden.
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen einen Nutzen der Behandlung von Katzen mit einem Übergangszellkarzinom, wenn eine Zystektomie mit der Gabe von und NSAIDs kombiniert wurde. Hier waren signifikant längere Überlebenszeiten mit diesen Behandlungsmodalitäten verbunden. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass zur Förderung verbesserter Therapie-Ergebnisse die chirurgische Exzision und die Verabreichung von NSAIDs die primären Behandlungsempfehlungen für Katzen mit ÜZK im unteren Harntrakt sein sollten. Die Daten weisen darauf hin, dass NSAIDs im Allgemeinen von Katzen gut vertragen wurden. Bei vorschriftsmäßiger Anwendung weisen sie ein geringes Komplikationsrisiko auf. Die Studie hebt das Übergangszellkarzinom als wichtige Differentialdiagnose bei Katzen gegenüber anderen Formen von Erkrankungen der unteren Harnwege hervor. Dies insbesondere wenn die Krankheitserscheinungen wiederkehren oder die betroffenen Tiere nicht dauerhaft auf eine Behandlung ansprechen.
Fazit
In der vorliegenden Studie gibt es mehrere Einschränkungen, einschließlich ihres retrospektiven Charakters und der Problematik von unvollständigen klinischen Informationen über den langen Zeitraum von 27 Jahren für die Datenerhebung. Darüber hinaus gab es große Unterschiede in den Behandlungsprotokollen und den anatomischen Krankheitsstellen, was gültige Vergleiche zwischen den Untergruppen von Katzen ausschließt. Viele Fälle gingen für die Nachuntersuchungen verloren. Frühere Behandlungen, die in überweisenden Praxen durchgeführt wurden, wurden in dieser Studie ebenfalls nicht berücksichtigt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Studie die bisher größte Studie an Katzen mit einem Übergangszellkarzinom des unteren Harntraktes darstellt. Es sind zusätzliche Studien erforderlich, um eine größere Anzahl von Katzen, die verschiedenen Behandlungen unterzogen wurden, zu bewerten. Damit können dann aussagekräftige Vergleiche zwischen den Untergruppen von Katzen zu ermöglicht werden.
Quelle:
Griffin MA, Culp WTN, Giuffrida MA, Ellis P, Tuohy J, et al. Lower urinary tract transitional cell carcinoma in cats: Clinical findings, treatments, and outcomes in 118 casesJ Vet Int Med. 2019 Oct 14; 1-9.
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.