Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine komplexe autoimmune Erkrankung bei Hunden, die in drei Phasen abläuft: Produktion von Autoantikörpern, Entzündung der Gelenksflüssigkeit, Zerstörung der Gelenkfläche.
Im Einzelnen stellen sich die Phasen folgendermassen dar:
Die rheumatische Arthritis ist eine selten auftretende Krankheit. Am häufigsten tritt sie bei Toy-Rassen mittleren Alters und Shetland Sheepdogs auf. Rüden und Hündinnen sind in gleichem Maße von der Erkrankung betroffen. Erkrankte Hunde können chronisch depressiv, lethargisch, appetitlos und fiebrig sein. Weitere Symptome sind Lahmheit, Steifheit und Bewegungsunlust, die in der Regel nach dem Ruhen (z. B. direkt nach dem Aufwachen am Morgen) am stärksten ausgeprägt ist. Die Tiere können sehr unwillig sein zu gehen oder zu stehen. Die Arthritis ist symmetrisch mit einer Schwellung der Gelenksflüssigkeit als Folge der Ergüsse in die Gelenke hinein. Die Gelenke werden warm, da der Blutfluss zunimmt. Da die Entzündung auf den Bereich dieser Flüssigkeit beschränkt ist, wird die Haut aber selten rot. Als Folge der systemischen Wirkungen von an der Erkrankung beteiligten Interleukin (IL1 ) und sogenanntem Tumornekrosefaktor (TNFα) kann das Tier Depressionen und Müdigkeit zeigen. Auch eine Muskelatrophie kann sichtbar werden. Einige Tiere können lediglich Lahmheit ohne systemische Anzeichen zeigen. Die Krankheit betrifft vor allem die unteren Gelenke. Hier ist es insbesondere der Bereich der Mittelhand- und Mittelfussgelenke. Diese weisen eine symmetrische Schwellung auf und entwickeln Steifheit. Allmählich entstehen aus fortschreitendem Krankheitsgeschehen hörbare Gelenkgeräusche, Gewebsschwäche und Achsenabweichungen der Gelenke (Subluxation). Die Rheumatoide Arthritis des Hundes neigt zu einem progressiven Verlauf und führt schließlich zu schweren Gelenkerosionen und Deformierungen. In fortgeschrittenen Fällen können die betroffenen Gelenke durch die Bildung von knöchernen Versteifungen verschmelzen. Die radiologischen Befunde sind unterschiedlich, aber die auftretende Schwellung betrifft in der Regel nur die Weichteile.
Diagnose und Krankheitszeichen der rheumatoiden Arthritis des Hundes
Die Diagnose der der rheumatoiden Arthritis des Hundes basiert auf 10 Punkten, die für die menschliche Erkrankungsform festgelegt wurden:
1. Steifheit der Gelenke
2. Schmerzen bei Manipulationen an mindestens einem Gelenk
3. Gelenksentzündung, die seit mindestens drei Monaten besteht
4.Weichteilschwellung um das Gelenk
5. Typische Röntgenveränderungen mit unregelmäßigen Gelenkoberflächen, Knochenzerstörung unter dem Gelenkknorpel, die zu ausgestanzten Läsionen entlang der Gelenkoberfläche führt, Verlust der Mineralisierung an den Knochenenden, Verkalkung im Weichteilgewebe um das Gelenk, Vergrößerung oder Verkleinerung des Gelenkspalts und ausgedehnte Knochenzerstörung, die zu einer groben Gelenkdeformität führt
6. Entzündliche, aber sterile (also nicht durch Bakterien verunreinigte) Gelenkflüssigkeit
7. Symmetrische Verformungen der Mittelhand- und Mittelfuss-Gelenke
8. Vorhandensein von Rheumafaktoren im Blut (Serum)
9. Charakteristische Histopathologie in der Gelenkflüssigkeit (Synovia) wie Granulationsgewebebildung (sog. Pannus)
10. Läsionen außerhalb des Gelenkes, wie z. B. eine Lymphknotenschwellung
Die meisten dieser Anzeichen sollten bereits seit mindestens 6 Wochen vorhanden sein. Sind fünf positiv, deutet dies auf eine rheumatische Arthritis hin. Sind sieben oder mehr positiv, gilt dies als Diagnose.
Behandlung der rheumatoiden Arthritis des Hundes
Die Behandlung der rheumatoiden Arthritis des Hundes ist in der Regel nicht zufriedenstellend. Im Allgemeinen können leichte Fälle konservativ mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAIDs) behandelt werden. Dazu gehören Carprofen, Deracoxib, Etodolac, Firocoxib, Meloxicam und Tepoxalin. NSAIDs sind im Allgemeinen die erste Wahl bei der Behandlung früh erkannter, leichter Fälle. Kortikosteroide wie Prednisolon sollten für späte, schwere Fälle reserviert werden, bei denen sich NSAID’s als unzureichend erwiesen haben. Steroidinjektionen in die betroffenen Gelenke führen in der Regel zu einer raschen Linderung und klinischen Remission. Allerdings sind rheumatoide Gelenke nach wie vor Belastungen ausgesetzt, die Knochenerosion wird möglicherweise nicht aufgehalten, und die Kortikosteroide können die Heilung verzögern und eine weitere Degeneration der Gelenke ermöglichen. Die Anwendung von Kortikosteroiden kann daher dazu führen, dass die Gelenkschäden unvermindert fortschreiten.
Eine kurzfristige (2-wöchige) systemische Glukokortikosteroidtherapie, gefolgt von einer Dosisreduzierung, kann wirksam sein. Ist das Ansprechen nicht zufriedenstellend, kann Prednisolon mit anderen Immunsuppressiva wie Azathioprin oder Cyclophosphamid kombiniert werden. Neuere Immunsuppressiva wie Leflunomid oder Methotrexat können ebenfalls wirksam sein, obwohl die Daten über ihre Wirksamkeit begrenzt sind.
Über eine immunologische Behandlung sollte nachgedacht werden.
Behandlungsansätze beim Menschen mit Rheumatoider Arthritis
Über das hier ausgeführte Behandlungsbild bei Hunden werden bei Menschen zahlreiche weitere Konzepte genutzt;
Quelle: Tizard IR (2023): Rheumatoid Arthritis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 203-213