Chemotherapie beim Pferd
Die Behandlung mit Chemotherapie beim Pferd wird nur selten als systemische Behandlung eingesetzt, da es mehrere Einschränkungen für diese Behandlungsform gibt:
- das Wichtigste: die grosse Menge einzusetzender Chemotherapie, die akut lebensgefährdend für Pferde sind, dazu
- die hohen Kosten der Behandlung;
- die eingeschränkte Prognose bei Patienten mit fortgeschrittenen Krankheiten;
- die häufig (zu) späte Diagnose der Tumorerkrankung;
- damit einhergehend die Frage der Sinnhaftigkeit, um Leiden des Tieres zu verhindern;
- und natürlich die Frage der Kontamination für den behandelnden Tierarzt, Besitzer und der Umgebung durch die Chemotherapeutika.
Bei der Chemotherapie wichtig
Wichtig ist beim Einsatz von Chemotherapie, dass genau eingeschätzt werden muss, ob das Pferd aufgrund seines allgemeinen Gesundheitszustandes einer solchen Behandlung unterzogen werden kann. Das Pferd scheint chemotherapeutische Behandlungen relativ gut zu vertragen – dabei geht man davon aus, dass auch eine gegenüber dem Hund doppelt so starke Dosierung verschiedener Protokolle vertragen werden kann.
Verwendung von geeigneten Wirkstoffen
Lokal werden beim Pferd bei Tumorerkrankungen (Haut, Auge) öfter chemotherapeutisch wirkende Substanzen eingesetzt. Dies geschieht in Tropfen oder Salbenform. Verabreichung auf die Haut oder in Tumorveränderungen (intraläsional) können vorgenommen werden. Hier muss vor allem auf die Kontamination der Umgebung geachtet werden. Auch eine gute Schmerzausschaltung bzw. -kontrolle ist wichtig bei der örtlichen Anwendung. Eine seltene Anwendungsform ist die systemische Behandlung.
Spezielle Chemotherapie
Eine Spezialform der Chemotherapie ist die Elektrochemotherapie. Hier werden zwei Aspekte einer Tumorbehandlung kombiniert: Zunächst erfolgt die Gabe eines Chemotherapeutikums mit einer langsamen Zelleindringrate (z.B. Bleomycin) entweder lokal im Tumorgebiet oder systemisch. Dann wird mithilfe einer lokalen Applikation von kurzen und intensiven Elektropulsen die Zellmembran der Tumorzellen gestört und dadurch das Eindringen des Chemotherapeutikums in das veränderte Gewebe ermöglicht.
Beim Pferd wird normalerweise aufgrund der notwendigen Menge des Chemotherapeutikums direkt in Tumornähe appliziert. Bitte beachten Sie, dass die Tiere bei der Elektrochemotherapie in Vollnarkose gelegt werden müssen.
In vielen Fällen ist eine dendritische Zelltherapie sehr geeignet für Pferde mit Tumorerkrankung. Wir beraten Sie gerne.
Quelle: Cytotoxic/medical therapies (chemotherapy) in Knottenbelt, Clinical Equine Oncology, Edinburgh 2015, 129 – 140
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.