Diabetes mellitus und Autoimunität bei Hunden

Diabetes mellitus bei Hunden ist eine relativ häufige Erkrankung. Das Vorkommen dieser Erkrankung hat in den letzten 15 Jahren in den Vereinigten Staaten, aber auch weltweit, erheblich zugenommen. Bestimmte Rassen, insbesondere Samojeden, Cairnterrier und Tibet-Terrier, scheinen sehr anfällig zu sein, während andere Rassen, wie Boxer, resistent gegen eine Erkrankung sind. Diese Rassenunterschiede lassen auf eine genetische Grundlage für die Krankheitsentwicklung schließen.

Unterscheidung der verschiedenen Diabetes-Formen, Vergleich Mensch – Tier

Beim Menschen wird der Diabetes mellitus nach seiner Pathogenese klassifiziert. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) und Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM). Beim T1DM handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die durch einen permanenten Insulinmangel infolge einer T-Zell-vermittelten Zerstörung der Betazellen in den Pankreasinseln verursacht wird. T2DM hingegen entwickelt sich in der Regel bei älteren Erwachsenen und wird durch eine fortschreitende Verringerung der Insulinsekretion der Inselzellen verursacht, die mit einer verminderten Insulinsensitivität des Zielgewebes einhergeht. T2DM wird häufig mit Fettleibigkeit und Inaktivität in Verbindung gebracht und gilt nicht als immunvermittelt. Es gibt eine dritte Form von Diabetes, die bei erwachsenen Menschen bekannt ist. Sie ähnelt dem T2DM, tritt jedoch bei Personen auf, die nicht übergewichtig sind und von denen einige Autoantikörper besitzen. Diese Form der Erkrankung wird als latenter Autoimmundiabetes bei Erwachsenen bezeichnet. Im Gegensatz zu der plötzlichen, überwältigenden Autoimmunreaktion bei T1DM-Patienten setzt sie schleichend ein.

Ungewöhnliche Diabetesform beim Hund

Autoimmun-Diabetes mellitus scheint bei Hunden ungewöhnlich zu sein. Die übliche Form der Erkrankung bei Hunden geht mit einer Abnahme der Anzahl der Inseln, einer Atrophie der Pankreasinseln und einem Verlust von Betazellen einher, begleitet von Vakuolisierung und Degeneration. Nur in einem kleinen Teil der Fälle sind die Insellzellen von Lymphozyten infiltriert. Ebenso entwickelt nur ein kleiner Teil der diabetischen Hunde Autoantikörper gegen Inselzellen. Dabei sind die entsprechenden veröffentlichten Zahlen sehr unterschiedlich je nach Autoren.

Bei den Hunden, die sowohl spontanen Diabetes mellitus als auch Autoantikörper aufweisen, richten sich die Autoantikörper gegen dieselben Hauptautoantigene der Inselzellen, die auch beim Menschen vorkommen. Dies sind Insulin, Glutaminsäure-Decarboxylase (GAD) und Insulinom-Antigen-2 (IA-2). Einige Hunde bilden auch Autoantikörper gegen Proinsulin. So wiesen in einer Untersuchung 4 von 30 diabetischen Hunden eine Anti-GAD-Reaktivität auf, während 3 Hunde Antikörper gegen IA-2 hatten. Zwei Hunde reagierten auf beide Antigene. Insulinspezifische T-Zellen wurden sowohl bei diabetischen als auch bei normalen Hunden nachgewiesen.

Klinische Erkrankung des autoimmunen Diabetes mellitus

Wie bei der Autoimmunthyreoiditis (Schilddrüsenentzündung) gehen das Auftreten der Autoimmunität und die Produktion von Autoantikörpern gegen Inselzellantigene der Entwicklung einer Hyperglykämie und der klinischen Erkrankung lange voraus. Hunde im Alter zwischen 5 und 12 Jahren zeigen in der Regel übermäßiges Fressen und Trinken und sowie starken Harnabsatz als Folge von Hyperglykämie (hoher Blutzucker) und Glykosurie (Zucker im Urin). Praktisch alle Hunde benötigen lebenslang exogenes Insulin, um ihre Hyperglykämie zu kontrollieren. Der Verlust von Betazellen ist irreversibel. Etwa ein Drittel der diabetischen Hunde mit Diabetes kann gleichzeitig an einer Pankreatitis leiden. In diesen Fällen ist die Zerstörung der Inselzellen wahrscheinlich eine Folge der Pankreatitis.

Diabetes mellitus bei Katzen

Wie bei Hunden ist auch bei Katzen das Auftreten von Diabetes mellitus in den letzten 15 Jahren deutlich gestiegen. Die vorherrschende Form des Diabetes mellitus bei Katzen ist vermutlich der T2DM. Sein Auftreten ist häufig mit Inaktivität und Übergewicht verbunden. Die autoimmune Form T1DM ist bei Katzen sehr selten. Eine lymphozytäre Infiltration der Inselzellen wurde nur in wenigen Fällen beschrieben. Es besteht die Tendenz, dass in den Inseln diabetischer Katzen mehr Lymphozyten vorhanden sind als bei normalen Katzen, aber wenn sie vorhanden sind, ist die Infiltration in der Regel gering.

Diabetes mellitus bei Pferden

Auch Pferde können an Diabetes mellitus erkranken, doch ähnelt er am ehesten dem T2DM. Die Erkrankung wird in einen Zusammenhang mit dem dem metabolischen Syndrom bei Pferden gebracht. Wie beim Menschen wird er mit Fettleibigkeit, einer kohlenhydratreichen Ernährung und Bewegungsmangel in Verbindung gebracht. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Diabetes mellitus bei dieser Tierart immunvermittelt ist.

Quelle: Tizard IR (2023): Type 1 Diabetes Mellitus in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 69 – 71

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