Die Alopezia areata ist eine seltene T-Zell-vermittelte Krankheit. Sie ist durch starken, nicht entzündlichen Haarausfall gekennzeichnet ist. Sie wurde beim Menschen und anderen Primaten, Hunden, Katzen, Pferden und weiteren Tierarten beobachtet. Sie ist in der Regel fleckig und lokalisiert und kann auf jeder behaarten Haut auftreten. In einigen Fällen kann es zum Verlust der gesamten Körperbehaarung kommen (sogenannte Alopezia universalis).
Normal entwickelte Haarfollikel besitzen normalerweise ein immunologisches Privileg in der Region zwischen dem Haarfollikel und der Haarzwiebel. Aktive Suppressionsmechanismen begrenzen die lokale MHC-Klasse-Ia-Expression sowie die Aktivität von natürlichen Killerzellen und Makrophagen in dieser Region. Die geringe Expression von MHC-Molekülen scheint mit der lokalen Produktion von transformierendem Wachstumsfaktor-beta 1 (TGFβ1) und α-Melanozyten-stimulierendem Hormon verbunden zu sein. Diese beiden Zytokine unterdrücken die Produktion von Interferon γ. Dadurch werden wiederum die Expression der MHC-Klasse Ia und die Antigenpräsentation herunterreguliert. Wie bereits erwähnt, beherbergen die Haarfollikel einen Großteil der Hautmikrobiota. Es ist möglich, dass das Immunprivileg in den Haarfollikeln zum Teil durch die immunsuppressive Wirkung dieser als Kommensalen bezeichneten Flora ausgelöst wird.
Dieses immunologische Privileg ist jedoch relativ und kann zusammenbrechen. Sobald das Privileg zusammenbricht, werden die Haarfollikel schnell von zytotoxischen T-Zellen und natürlichen Killerzellen angegriffen, die die Haarzwiebel zerstören und damit das Haarwachstum stoppen. Diese Krankheiten können selbstlimitierend sein. Deshalb ist es möglich, dass der Beginne eines neuen Haarwachstums auf eine allmähliche Wiederherstellung des Immunprivilegs zurückzuführen ist.
Ablauf der Alopezia areata
Die Alopezia areata ist eine chronische, nicht vernarbende Hauterkrankung, die aktiv wachsende Haarfollikel betrifft. Das Haarwachstum durchläuft normalerweise verschiedene Stadien. Dieser Ablauf wird durch die Alopezia areata gestört. Obwohl klinisch nicht entzündlich, sind die betroffenen Haarfollikel mit zytotoxischen CD8+ T-Zellen sowie dendritischen Zellen (Langerhans-Zellen) infiltriert. Der Immunangriff richtet sich hauptsächlich gegen ein Protein namens Trichohyalin, das sich in der inneren Wurzelscheide der Haarfollikel befindet. Keratine und Wurzelmatrixproteine können ebenfalls Ziele sein. Die T-Zellen und einige Plasmazellen bilden ein Infiltrat, das die Haarzwiebel und den Follikel-Isthmus umgibt. Einige CD8+ T-Zellen können auch in die Haarzwiebeln eindringen. Infolgedessen werden die Haarschäfte dysplastisch und unpigmentiert. Es kommt zu einer Pigmentinkontinenz. Außerdem kann es an der Haarwurzel zu peri- und intrabulbärer Infiltration, peribulbärer Fibrose und degenerativen Veränderungen kommen.
Klinisches Krankheitsbild, Diagnose der Alopezia areata bei Tieren
Die Alopezia areata ist eine seltene Erkrankung bei Hunden. Es sind keine Alters-, Rasse- oder Geschlechtsprädispositionen bekannt. Die Alopezie beginnt lokal, kann sich aber auf den gesamten Körper ausbreiten. Sie ist häufig symmetrisch. Normalerweise zeigt sich der Haarausfall als fleckige, isolierte, kreisrunde Bereiche. Die anfänglichen Läsionen beschränken sich oft auf das Gesicht (Schnauze, Kinn, Ohren, Augenregion). Sie dehnen sich dann aber allmählich aus. Tasthaare und Wimpern können verloren gehen. Schwarzes oder dunkelbraunes Haar kann zuerst betroffen sein. Einige Hunde können das Haarpigment verlieren (sogenannte Leukotrichie). Die Krankheit kann auch mit Nageldysplasie verbunden sein. Das nachwachsende Haar ist oft weiß, und dies kann über mehrere Wachstumszyklen hinweg bestehen bleiben. Die Diagnose wird anhand der Histopathologie gestellt. Vorzugsweise werden Biopsien aus der Peripherie der entstehenden Läsionen entnommen.
Behandlung der Alopezia areata bei Tieren
Bei vielen Hunden heilt die Alopezia areata selbständig ab. So wuchsen in einer Studie bei fast zwei Drittel der betroffenen Hunde die Haare vollständig nach, so dass keine Behandlung erforderlich war. Das Nachwachsen der Haare beginnt oft in der Mitte der Läsionen. Es ist zunächst dünn und nur leicht pigmentiert. In schweren oder generalisierten Fällen scheint eine immunsuppressive Therapie mit Glucocorticoiden und/oder Cyclosporin von Vorteil zu sein. Auch eine immunologische Behandlung kann die Abheilung fördern.
Quellen:
Tizard IR (2023): Alopecia areata in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 128-130
Linek M: Die Alopezia areata, Vortrag, Back to the roots – Erkrankungen der Haarfollikel (2013), 14. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie, 31. Mai – 2. Juni 2013 in Augsburg