Die chronisch ulzerative Stomatitis des Hundes
Bei der chronisch ulzerativen Stomatitis des Hundes handelt es sich um eine fortschreitende und schmerzhafte entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut. Dabei scheinen Malteser, Cavalier King Charles Spaniels, Labrador Retriever und Windhunde die krankheitsanfälligsten Rassen zu sein. Die betroffenen Hunde entwickeln schmerzhafte Schleimhautgeschwüre, die in Größe und Verteilung variieren können. Aufgrund der Veränderungen und der vorhandenen chronischen Schmerzen verweigern die betroffenen Tiere die Nahrungsaufnahme und verlieren deshalb an Gewicht.
Die Läsionen sind charakteristisch lichenoid mit einem dichten entzündlichen Zellinfiltrat, das sich zwischen dem Epithel der oberflächlichen Mundschleimhaut und dem Bereich des unter dem Epithel liegenden Bindegewebes entwickelt. Diese Läsionen enthalten eine große Anzahl von B- und T-Zellen, einschließlich FoxP3+-Zellen, d. h. Treg-Zellen, und eine große Anzahl von Interleukin-17-produzierenden Zellen. Sie enthalten auch Plasmazellen, Neutrophile und Mastzellen. Interessanterweise zeigen die Interleukin-17+-Zellen keine Reaktion auf CD3-. Dies deutet darauf hin, dass es sich nicht um T-Zellen handelt. Es scheint sich in erster Linie um mononukleare Zellen zu handeln. Die Rolle im Krankheitsgeschehen ist dabei unklar. Die Anzahl der Zellen korreliert negativ mit dem Schweregrad der Läsion.
Ursprünglich wurde angenommen, dass mit dem Vorhandensein dieser Zellmischung eine Parodontalerkrankung in Verbindung steht. Aber nach aktuellen Erkenntnissen scheint dies nicht der Fall zu sein. Die Läsionen sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Autoantikörper an der Pathogenese beteiligt sind. Es scheint aber wahrscheinlich, dass diese Krankheit das Ergebnis eines lokalen Ungleichgewichts zwischen Th17- und Treg-Zellen ist, das zu einer übermäßigen Interleukin-17-Produktion in der Schleimhaut führt.
Bei Katzen hat sich die Behandlung mit toleranzeinduzierenden dendritischen Zellen bewährt. Dies sollte auch bei der chronisch ulzerativen Stomatitis des Hundes überprüft und genutzt werden.
Quelle: Tizard IR (2023): Canine chronic ulcerative Stomatitis in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 179
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.