Geschätzt etwa jede zwanzigste Hündin entwickelt nach einer Kastration ein sogenanntes unwillkürliches Harnträufeln. Dabei leiden größere Hündinnen mit einem Gewicht über 15 kg sehr viel häufiger als kleinere Tiere an dieser Erkrankung.
Tierärztlich werden verschiedene Krankheitsstadien unterschieden. Diese Tabelle soll eine Hilfe für den Besitzer sein, sich ein Bild vom Ausmaß der Inkontinenz zu machen:
Grad 0 | Dauerhaft kontinent |
Grad 1 | Urinverlust ausschliesslich im Liegen in weniger als 50 % der Liegezeit |
Grad 2 | Urinverlust im Liegen in mehr als 50 % der Liegezeit, Perineum im Wachzustand in weniger als einem Viertel der Beobachtungszeit feucht |
Grad 3 | Unrinverlust im Liegen in mehr als 50 % der Liegezeit und Perineum 25 bis 75 % der Beobachtungszeit feucht |
Grad 4 | Permanentes Tröpfeln im Wach- und Schlafzustand, es werden nach jedem Liegen und Stehen Urinpfützen hinterlassen |
Zunächst gilt es, durch eine genaue Urin- und Blutuntersuchung eine andere Krankheitsursache (Blasen- oder Nierenentzündung, Blasen- oder Nierensteine u.a.m.) auszuschliessen. Danach können vom Tierarzt verschiedenste medikamentöse Behandlungsmethoden zur Verstärkung des Blasen-Muskelschlusses angewendet werden:
Diese können einzeln oder zusammen angewendet und dann nach Wirkung eingesetzt werden, müssen aber täglich gegeben werden. Der genaue Ablauf sollte in engem Kontakt mit dem Haustierarzt besprochen werden.
Um von der täglichen Medikamentengabe wegzukommen, wird inzwischen der Wirkstoff Deslelorin (Suprelorin©) bei der Harninkontinenz eingesetzt. Hierbei wird ein Implantat unter die Haut eingesetzt, das mehrere Monate wirken zeigen soll. Der Wirkstoff wurde und wird seit Jahren für die chemische Kastration von Rüden eingesetzt. Da nur durch chirurgische Entfernung ein Stopp der Wirkung des Medikaments möglich ist, sollte der Einsatz sehr genau mit dem Haustierarzt abgewogen werden. In schweren Krankheitsfällen sollte auch der chirurgische Rat gesucht werden. Hier werden von spezialisierten Tierärzten sogenannte Aufpolsterungen der Harnröhrenschleimhaut mit Silikon angeboten als eine weitere Möglichkeit eine tägliche Medikamentengabe überflüssig zu machen.