Eine primäre immunvermittelte Neutropenie wird bei Hunden gefunden. Sie entwickelt sich am häufigsten bei kastrierten Hündinnen mit einem mittleren Alter bei der Diagnose von 5 Jahren. Die gemeldete Prävalenz reicht von 0,35 % bis 7 % der Tiere mit einer Neutropenie, also Erniedrigung der neutrophilen weissen Blutkörperchen.
Betroffene Hunde zeigen unterschiedliche Symptome wie Lethargie, Anorexie, Futterverweigerung, Fieber, Erbrechen und Lahmheit. Viele dieser Hunde können auch an anderen Autoimmunerkrankungen wie einer immun-mediierten hämlytischen Anämie leiden. Bis zu 25 % der Hunde mit einer immun-mediierten Neutropenie zeigen gleichzeitig auch eine immun-mediierte Thrombozytopenie. Die betroffenen Hunde bilden Antikörper gegen Neutrophile, die sich entweder im Blutkreislauf oder im Knochenmark befinden. Man geht davon aus, dass sich diese Antikörper an die Neutrophilen binden und sie markieren. Dies führt dann dazu, dass sie von den Makrophagen in Leber, Milz und Knochenmark erkannt und schnell aus dem Kreislauf entfernt werden.
Eine dem Krankheitsbild ähnliche primäre immun-mediierte Neutropenie wurde auch bei Pferden in Verbindung mit Anämie und Thrombozytopenie festgestellt.
Eine sekundär entstandene Neutropenie kann auf Infektionen oder als Reaktion auf Arzneimittel oder Tumorbildungen zurückzuführen sein.
Diagnose und Behandlung der immun-mediierten Neutropenie bei Hunden
Die Diagnose einer primären IMN basiert auf einer unverhältnismäßig niedrigen Neutrophilenzahl im Blut (<1,5 × 103 Zellen/ml) bei Fehlen einer sogenannten degenerativen Linksverschiebung. Es kann normalerweise keine zugrundeliegende Ursache für diese Blutbildveränderung gefunden werden. Eine Knochenmarkspunktion kann weitere Hinweise ergeben. Dies ist zusammen mit dem Ausschluss sekundärer Ursachen für die Neutropenie für die Diagnose immun-mediierte Neutropenie erforderlich. Es ist besonders wichtig, infektiöse Ursachen auszuschließen. Das Vorhandensein von antineutrophilen Autoantikörpern kann durch einen indirekten Fluoreszenztest und durch Zählen der fluoreszierenden Neutrophilen mittels Durchflusszytometrie nachgewiesen werden. Die Neutropenie kann innerhalb von 2 Wochen nach einer Kortikosteroidtherapie abklingen. Ein Wiederaufflammen der Erkrankung wird aber immer wieder beobachtet.
Quelle: Quelle: Tizard IR (2023): Immune-mediated Neutropenia in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 142