Der Milztumor bei meinem Hund ist geplatzt – was soll ich tun?
Die Ruptur von Milztumoren ist eine häufige Ursache für ein plötzliches Einbluten in die Bauchhöhle (das sogenannte Hämopertioneum) bei Hunden. Bösartige Tumoren stellen die Mehrheit der Patienten (68-96%) in früheren Berichten dar. Viele dieser Studien waren jedoch retrospektiv, wurden also erst im Nachhinein angefertigt. Deshalb können Verzerrungen in diesen Studien ergeben. Das wichtigste Ziel einer prospektiven Studie in der Veröffentlichung von Stewart et.al. war es, die Prävalenz maligner versus benigner Milztumorruptur bei Hunden mit Hämoperitoneum (also mit Blut im Bauch) zu ermitteln. Diese waren für die Notfallversorgung in Spezial- und Notaufnahmepraxen vorgestellt worden. Dabei sollte die perioperative Morbidität und Mortalität in dieser Population zu beschrieben werden.
- Untersuchung an 40 Hunden
- Ergebnisse der Studie
- Wichtige Erkenntnisse dieser Studie
- Nachbehandlung nach Operation eines Milzrisses
Untersuchung an 40 Hunden
In die Untersuchungen wurden 40 Hunde aufgenommen. Diese zeigten ein Hämoperitoneum, das als Folge einer vermuteten Milzmasse diagnostiziert wurde (mittels abdominalem Ultraschall). Bei den Tiere wurden für eine chirurgische Behandlung des Milztumors durchgeführt.
Alle Patienten wurden vor der Operation intensiv untersucht (Blutbild, Harnanalyse, Thorax-Röntgenaufnahmen, abdominaler und kardialer Ultraschall). Bei allen Patienten wurde während der Splenektomie eine genaue Untersuchung der Bauchhöhle durchgeführt. Die Milzmassen wurden einer histopathologischen Untersuchung unterzogen. Auch alle vermuteten metastatischen Läsionen, die intraoperativ festgestellt wurden, wurden ebenfalls biopsiert und der Histopathologie zugeführt. Alle Patienten wurden während des gesamten perioperativen Zeitraums mit einem kontinuierlichen EKG überwacht. Bei jedem Patienten wurden Daten über das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Metastasen (entweder prä- oder intraoperativ festgestellt), über das Vorhandensein von Herz-Rhythmusstörungen und darüber, ob eine Bluttransfusion verabreicht wurde, gesammelt.
Ergebnisse der Studie
Die in die Studie einbezogenen Hunde hatten ein durchschnittliches Alter bei 10,3 Jahren (zwischen 6-14) und das mittleres Körpergewicht von 30,9 kg (Bereich 6,8-63,4 kg). Die häufigsten Hunderassen waren Mischlinge (25 %) und Labrador Retriever (13 %). Zwei Hunde (5%) wurden aufgrund schwerer gefundener Metastasen schon während der Operation eingeschläfert. Die übrigen 38 Hunde überlebten bis zur Entlassung aus der Tierklinik. Die mittlere Verweildauer in der Klinik betrug 39,5 Stunden. Hunde, die im Rahmen ihrer Behandlung eine Transfusion erhielten (n=19), hatten im Vergleich zu Hunden, die keine Transfusion erhielten, eine signifikant längere Klinikaufenthaltsdauer (n=21; 48 vs. 30 Stunden, p=0,0002).
Hunde, die eine postoperative ventrikuläre Arrhythmie des Herzens entwickelten, hatten ebenfalls eine signifikant längere Verweildauer im Vergleich zu Hunden, die keine Arrhythmie entwickelten. Bei Hunden mit benignen oder malignen Milzmassen gab es keinen signifikanten Unterschied in der Dauer des Krankenhausaufenthalts. Acht Hunde (30%) wiesen im Ultraschall Anzeichen von Leberknötchen auf, und bei diesen allen wurden auch während der Operation grobe Leberknötchen festgestellt.
Metastasenbildung gefunden
Bei fünf Hunden wurde eine metastatische Erkrankung (Hämangiosarkom) des Omentums (Bauchnetzes)festgestellt, und diese Läsionen wurden auf dem präoperativen Ultraschall nicht festgestellt. Auf dem präoperativen Herzultraschall wurden keine Anzeichen von Metastasen festgestellt. Die Ergebnisse der Thorax-Röntgenuntersuchung zeigten keine besonderen Befunde.
Wichtige Erkenntnisse dieser Studie
– In dieser prospektiv rekrutierten Gruppe von Hunden, die sich aufgrund eines Milzrisses mit Hämoperitoneum in der Klinik vorstellt wurden, wurde bei 62,5% der Hunde ein bösartiger Milztumor diagnostiziert (24 zeigten ein Hämangiosarkom, ein Hund ein Stroma-Sarkom).
– Bei 15 Hunden (37,5%) wurde glücklicherweise eine gutartige Milzmasse diagnostiziert.
– Die Überlebensrate um und nach der Operation betrug 95%.
– Diese Studie weist auf eine potenziell günstige Prognose für Hunde mit Milztumorruptur hin. Die Ergebnisse sollten mit größeren prospektiven Studien weiter untersucht werden. Nochmals zusammengefasst: Einer von 3 Hunden hat auch bei einem blutenden Milztumor die Chance, dass es sich um einen gutartigen Prozess handelt. Deswegen sollte normalerweise erst einmal operiert werden und das Tumorergebnis aus dem Labor abgewartet werden!
Nachbehandlung nach Operation eines Milzrisses
Die dendritische Zelltherapie ist eine interessante und wichtige Möglichkeit der Nachbehandlung bei dieser Erkrankung.
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.