Adaptive Tumortherapie – Palladia© und Masivet©
Die beiden c-kit-Hemmer Palladia © (Wirkstoff: Toceranib) und Masivet© (Wirkstoff: Masinib) werden häufig in der Tiermedizin eingesetzt. Diese Medikamente wirken durch die Blockierung von Enzymen, die bei der Entstehung, der Aufrechterhaltung und der Ausbreitung von Krebserkrankungen im Körper beteiligt sind. Sie wurden zunächst für die Behandlung von Mastzelltumoren der Hunde zugelassen, werden aber inzwischen in einer Vielfalt von Anwednungen (z.B. bei Karzinomen) genutzt.
C-kit Hemmer wie Palladia und Masivet
In der Tiermedizin sind die beiden genannten c-kit Hemmer in Anwendung, vor Allem bei an Mastzelltumoren erkrankten Tieren. Auch andere Tumore können das Protein c-kit bilden wodurch der Einsatz von Palladia oder Masivet zumindest zeitweise denkbar wäre.
Wenn man die Artikel von Anke Sparmann und Cassandra Willyard studiert, wird man allerdings darauf hingewiesen, dass Tumorgewebe normalerweise aus einer Mischung verschiedener Zelltypen besteht. Die Behandlung mit Kinasehemmern, die nur die c-kit-produzierenden Tumorzellpopulation beeinflussen, ist deshalb häufig nur zeitweise erfolgreich. Die c-kit-negativen Tumorzellen werden durch die Behandlung mit Palladia oder Masivet nicht erfasst. Sie können sich deshalb ungehindert vermehren, gewinnen dementsprechend die Oberhand und die Tumorerkrankung bricht umso dramatischer wieder aus.
Erhebliche Nebenwirkungen und Kosten
Leider werden bei vielen Tieren erhebliche Nebenwirkungen unter der Gabe von c-kit-Hemmern bemerkt, so daß die Gabe schnell eingestellt wird. Für den Besitzer kann auch problematisch sein, dass er die Tabletten der Wirkstoff sehr vorsichtig geben muss, um nicht selbst mit dem Wirkstoff in Kontakt zu kommen. Harper et al. betonen in ihrer Veröffentlichung, dass möglicherweise eine Fehlfunktion der Schilddrüse durch eine dauerhafte Toceranib-Gabe hervorgerufen werden kann. Sie schlagen eine häufigere Kontrolle der Schilddrüsenwerte vor.
Die Langzeitbehandlung ist vor allem bei grossen Hunderassen auch sehr kostenintensiv.
Adaptive Chemotherapie
Onkologen nutzen c-kit-Hemmer für eine sogenannte adaptive (Chemo-)Therapie aus, die ein Gleichgewicht der Zelltypen im Tumor bewirken soll. Gutartige bzw. weniger bösartige Zellen sollen durch die Behandlung dominieren.
Dendritische Zelltherapie
Wir beobachten bei unserer dendritischen Zelltherapie eine Steigerung der Lebensverlängerung und Lebensqualität, weil die dendritischen Zellen eine Immunreaktion gegen alle Zellgruppen des Tumors, unabhängig von deren Grad der Bösartigkeit, etablieren können. Um das Immunsystem aktiv aufrechtzuerhalten, schlagen wir Wiederholungsbehandlungen mit dendritischen Zellen in regelmäßigen Abständen vor. Die dendritische Zelltherapie kann gemeinsam mit den bekannten c-kit-Hemmern eingesetzt werden.
Masivet
- Masivet als Cox-2 Hemmer bei unterschiedlichen Tumorarten
Quelle: Harper A et al (2020): Investigation of thyroid function in dogs treated with the tyrosine kinase inhibitor toceranib, Vet Comp Oncol. 2020:18, 433-437©
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.