Paraneoplastische Syndrome sind eine wichtige und oft übersehene Folge und Nebenerscheinung von Krebserkrankung. Obwohl sie in der Humanmedizin häufiger erkannt und untersucht werden, treten paraneoplastische Syndrome häufig auch bei unseren Tierarztpatienten auf. Sie können im Krankheitsverlauf oft mehr Morbidität und Mortalität verursachen als der Tumor selbst. Unabhängig davon, ob sie lebensbedrohlich sind oder nur die Lebensqualität bedrohen, erfordern paraneoplastische Syndrome oft einen medizinischen Eingriff, und es ist unerlässlich, dass wir sie erkennen und behandeln, wenn sie auftreten.
Die Definition des Paraneoplastischen Syndroms ist „eine neoplasma-assoziierte Veränderung der Körperstruktur oder -funktion, die weit entfernt vom Tumor auftritt „
Gewöhnlich verursacht durch Substanzen, die vom Tumor produziert werden, kann das Paraneoplastische Syndrom in fast allen Körpersystemen auftreten. Anzeichen der Erkrankung können lange, oft Monate oder Jahre vor der Entdeckung des Primärtumors vorhanden sein. Oft ist es zunächst das Paraneoplastische Syndrom selbst, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, und aufgrund dessen entdecken wir den Tumor. Eine große Anzahl an Tumoren und Tumorarten können die Veränderungen verursachen. Deshalb sind die auftretenden Störungen von äußerst vielfältiger Natur.
Aus dieser Aufstellung ist ersichtlich, dass das Paraneoplastische Syndrom ein breites Spektrum von Erkrankungen umfasst, die alle durch Substanzen verursacht werden, die von Tumorzellen produziert werden. Häufig ist die Erkrankung bzw. ein Teilsymptom das erste Anzeichen des Syndroms. Es ist wichtig, dass der behandelnde Tierarzt sich dann auf die oft schwierige Suche nach der eigentlichen Ursache, nämlich der Krebsbehandlung begibt. Leider ist es oft das Paraneoplastische Syndrom selbst, das zum Todes des Tieres führt. In der Regel ist die Beseitigung des Primärtumors die beste Behandlung für das PNS, jedoch müssen unterstützende Therapien ebenfalls durchgeführt werden. Es ist wichtig, die verräterischen Anzeichen des Syndroms zu erkennen, da sie oft die wichtigsten Teile des Puzzles sind.
Quellen:
Fox C (2020:) Paraneoplastic Syndromes – Pieces of the Puzzle, Virtual Annual Conference, VCS 2020
Bailey DB (2020): Paraneoplastic Syndromes in: Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology, 6th Ed., St. Louis, 98-112
Winger K (2022): Paraneoplastische Syndrome in: Kessler M Kleintieronkologie, Stuttgart, 49 – 61