Lipom beim Pferd
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Was sind Lipome?
Das Lipom ist ein gutartiger Fettgewebstumor, der durch Fettzellen gebildet wird. Ursächlich können beeinträchtigte Leberfunktion und suboptimaler Stoffwechsel sein. In den meisten Fällen entstehen diese Fettgeschwülste in der Unterhaut und können daher oft schon vom Tierhalter selbst ertastet werden. Oftmals fühlen sie sich teigartig, gut abgrenzbar und verschieblich an.
Gefährlicher sind intestinale (=zum Darmtrakt gehörende) Lipome, die vor allem bei älteren Pferden vorkommen. Sie sind oftmals gestielt und werden als „Lipoma Pendulans“ bezeichnet. Die Gefahr, die hiervon ausgeht, ist, dass sich ein solch gestieltes Lipom um den Darm wickelt und zu einem Darmverschluss führt. Dies ist ein akut lebensbedrohlicher Notfall und bedarf einer sofortigen Intervention. In der Regel zeigen die Pferde dabei starke Koliksymptome.
Da Lipome beim Pferd überwiegend in der Haut vorkommen, sind die Umfangsvermehrungen häufig bereits von außen tastbar. Tasten Sie Ihr Pferd in Bereichen der Brust, Bauchwand und der Leistengegend regelmäßig ab. Sollten Sie dort weiche, gut abgegrenzte Umfangsvermehrungen fühlen, empfiehlt es sich, ein Lipom durch einen Tierarzt diagnostizieren zu lassen.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt in Form einer Palpation (Ertasten) und ggf. einer anschließenden Biopsie, um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine andere Erkrankung handelt (z.B. eine bösartige Neoplasie/ einen Tumor).
In den meisten Fällen sind Lipome nicht schmerzhaft für das Pferd. Allerdings besteht die Gefahr, dass infiltrative Lipome mit angrenzendem Gewebe verwachsen und so zum Beispiel Muskeln in ihrer Funktion beeinträchtigen könnten. Dies kann in der Folge zu Lahmheiten führen.
Behandlung
Bei infiltrativen und ungünstig positionierten (wie beispielsweise in der Sattellage liegenden) Lipomen ist eine Entfernung der Umfangsvermehrung ratsam. Sollte eine Operation nicht in Frage kommen oder der Tumor nur teilweise entfernt werden können, ist die dendritische Zelltherapie eine gute Behandlungsmöglichkeit, um die Tumormasse zu verringern und ein Verwachsen mit umliegendem Gewebe möglichst zu vermeiden. Durch die körpereigenen Immunzellen wird Ihr Pferd nicht geschwächt oder Gift- bzw. Schadstoffen ausgesetzt.
Bei einem nicht-infiltrativen Lipom beim Pferd kann in der Regel auf eine Behandlung verzichtet werden, sofern eine bösartige Tumorerkrankung ausgeschlossen ist und dieser nicht in Gegenden der Gurt- oder Sattellage lokalisiert wurde.
Intestinale Lipome müssen – vor allem wenn es zu Koliksymptomen kommt – normalerweise durch eine Bauchoperation entfernt werden.
Prognose
Die Prognose beim nicht-infiltrativen Lipom des Pferdes ist grundsätzlich gut. Bei infiltrativen Lipomen ist sie dagegen deutlich schlechter, da auch bei einer großräumigen chirurgischen Entfernung der Umfangsvermehrung häufig Rezidive auftreten können. Beim intestinalen Lipom sollte bei einer guten Operationstechnik ebenfalls eine gute Prognose vorhanden sein, wenn die Folgen der Darmstrangulation so beseitigt werden können.
Vorbeugung
Da die Ursache von Lipomen bisher nicht eindeutig ist, sind auch Maßnahmen zur Vorbeugung weitgehend unbewiesen. Achten Sie jedoch auf eine gesunde Ernährung Ihres Pferdes und vermeiden Sie bei Ihrem Tier Übergewicht.
Quellen
- Kolik. In: Fritz C, Maleh S, Hrsg. Zivilisationskrankheiten des Pferdes. 2., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2020.
- Tenesmus und Dyschezie. In: Gehlen H, Hrsg. Differenzialdiagnosen Innere Medizin beim Pferd. 1. Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2017. doi:10.1055/b-0037-144430
Dr. Thomas Grammel ist Tierarzt aus Osterode am Harz. Er führte die Tierklinik Dr. Grammel in zweiter Generation seit 1989. Im Jahre 2019 hat er sie an seine Schwiegertochter Marina Grammel und seinen Sohn Dr. Lukas Grammel übergeben (heute Tiergesundheitszentrum Südharz). Im Schwerpunkt betreut heute Dr. Thomas Grammel deutschlandweit Tiere mit unterschiedlichen Tumorerkrankungen. Dabei behandelt er die Tiere selber vor Ort in Osterode im TGZ Südharz, er berät deutschlandweit aber auch Kolleginnen und Kollegen sowie Patientenbesitzer zur immunologischen Behandlung mit dendritischen Zellen bei erkrankten Tieren. Wichtig ist dabei immer die partnerschaftliche Zusammenarbeit im Sinne der Vierbeiner. Dr. Grammel hat an zahlreichen Kongressen im In- und Ausland teilgenommen und seine Arbeit erfolgreich vorgestellt.