Rassespezifische Vaskulitiden bei Hunden

Zu den rassetypischen Vaskulitiden bei Hunden zählen Erkrankungen bei folgenden Rassen:

  • Greyhounds
  • Shar-Pei (Shar-Pei-Fieber)
  • Jack-Russell Terrier
  • Deutscher Schäferhund
  • Scotish Terrier

Vaskulitiden der Greyhounds

Eine systemische Form einer Hautform (kutanen) und einer Nieren- Vaskulopathie (renal glomerulär) wurde bei Greyhounds festgestellt, die für Hunderennen genutzt wurden. Sie ist umgangssprachlich als Alabama-Rot bekannt, da die ersten Fälle in diesem Bundesstaat in den 1980er Jahren festgestellt wurden. Die Ätiologie ist unbekannt, und es wurden bisher weder infektiöse Erreger identifiziert noch Immunkomplexe in den Gefäßläsionen nachgewiesen. Die Krankheit ist mit Sicherheit genetisch bedingt, da sie auf bestimmte Würfe von Windhunden beschränkt ist. Es wird jedoch weithin angenommen, dass der Auslöser der Krankheit ein infektiöser oder umweltbedingter Faktor ist, der noch nicht identifiziert werden konnte.  Krankheitsausbrüche treten in Gruppen massiert auf. Jahreszeitlich  gibt es die höchste Inzidenz von November bis Mai. Weiter scheint eine geografische Bindung an bewaldete Gebieten zu bestehen. Eine ähnliche Krankheitsform wurde bei Deutschen Doggen beobachtet.

Betroffene Tiere entwickeln multiple ödematöse, zarte und erythematöse Hautschwellungen. Sie bilden sich hauptsächlich an den Hinterbeinen (Fußwurzel, Kniegelenk und Innenseite der Oberschenkel), gelegentlich aber auch an den Vorderbeinen. Der Kopf und der Rücken bleiben in der Regel von der Krankheit verschont. Die Läsionen entwickeln sich zu scharf abgegrenzten tiefen Geschwüren, aus denen eine serös-blutige Flüssigkeit austritt. Einige Hunde erholen sich allmählich, während die Geschwüre abheilen. Die Läsionen sind jedoch prädisponiert für Sekundärinfektionen. Bei einigen Hunden kann sich eine schwerere Erkrankung mit systemischen Symptomen wie Fieber und Lethargie, Ikterus, Anämie und Thrombozytopenie entwickeln. Viele dieser Hunde entwickeln eine Azotämie mit akutem Nierenversagen und gastrointestinalen Symptomen. Die Hunde entwickeln eine mikrovaskuläre Thrombose in Verbindung mit einer Endothelschädigung und einer verbrauchenden Thrombozytopenie.

Die Histopathologie zeigt epidermale Nekrosen, subkutane Blutungen, fibrinoide Nekrosen kleiner Arteriolen, ein gemischtes entzündliches Infiltrat und manchmal Thrombosen. Die Nierenläsionen bestehen aus glomerulärer Ischämie, Stauung und Blutung mit intravaskulärer Koagulation – einer thrombotischen Mikroangiopathie, tubulärer Epithelatrophie und Nekrose. Einige Glomeruli können Ablagerungen von IgG oder IgM enthalten. Gelegentlich können auch unspezifische Läsionen im Gehirn mit fokalen Nekrosen, Blutungen und Ödemen auftreten. Die Hautläsionen heilen mit normaler Wundpflege ab, aber es kommt häufig zu Rezidiven. Die Prognose ist schlecht bis zurückhaltend, insbesondere bei Tieren mit Nierenerkrankungen.

Shar-Pei Fieber als Teil des Vaskulitidenkomplexes

Vaskulitiden sind Teil des Erkrankungsbildes des Shar-Pei-Fiebers und können dort nachgelesen werden.

Vaskulitis des Jack Russell Terriers

Eine wahrscheinlich familiär idiopathische Vaskulitis wurde bei Jack Russell Terriern festgestellt. In diesen Fällen bilden sich Geschwüre über Knochenvorsprüngen und im Gesicht. Dapson hat sich als wirksame Behandlung erwiesen. Eventuell ist eine Kombination mit Dexamethason angezeigt

Vaskulitis der Deutschen Schäferhunde

Bei Welpen des Deutschen Schäferhundes im Alter von 4 bis 7 Wochen wurde eine durch eine Impfung ausgelöste Vaskulitis festgestellt. Sie entwickelt sich 7 bis 10 Tage nach Erhalt der ersten Impfstoffdosis (Staupe-, Hepatitis-, Parvovirus- und Parainfluenzavirus). Bei einigen Tieren kann die Krankheit jedoch auch vor der Impfung oder ohne Impfung auftreten. Genetische Studien deuten darauf hin, dass die Krankheit autosomal rezessiv vererbt wird. Die unterliegende Pathogenese ist jedoch noch unbekannt.

Die Welpen zeigen eine vorübergehende Lahmheit, Appetitlosigkeit und Fieber. Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Schwellung und Depigmentierung der Fußballen. Es gibt Bereiche mit fokaler Depigmentierung, Krustenbildung, Exsudation und schließlich Ulzerationen an der Nase und den Fußballen sowie am Nasenspiegel, der Rute und den Ohrspitzen. Viele der Tiere leiden unter starkem Unbehagen und Schmerzen. Hämatologie und Serumbiochemie sind normal. Immunglobulinspiegel und Lymphozytenzahl liegen ebenfalls im Normbereich, und sie weisen weder antinuleäre Antikörper ( ANA) noch einen positiven Coombs-Test auf. Die Histopathologie zeigt eine multifokale noduläre Dermatitis, bei der Herde mononukleärer Leukozyten und Neutrophile Herde der dermalen Kollagenlysis und degenerierte Blutgefäße umgeben. Depigmentierte Bereiche weisen eine milde Interface-Dermatitis mit begrenzter Zerstörung der Basalzellen auf.

Vaskulitis des Scottish Terriers

Auch bei dieser Rasse wurde eine familiär gehäuft auftretende Vaskulitis gefunden. Sie tritt bei Hunden im Alter von 3 bis 6 Monaten auf. Die Tiere entwickelten schwere, aber nicht schmerzhafte Ulzerationen des Nasenspiegels. Diese breiten sich auch auf den Nasenknorpel aus. Es handelt sich um eine leukozytoklastische Vaskulitis und eine pyogranulomatöse Entzündung. Die Ursache der Erkrankung ist unbekannt.

Quelle: Tizard IR (2023) Breed-specific Vasculitides in: Autoimmune Diseases in Domestic Animals, Elsevier, St. Louis, MI, 234 – 235

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