Orale Tumoren bei Hund und Katze

Tumoren der Mundhöhle machen bei Hunden bis zu 12 %, bei Katzen bis zu 6 % der Tumorbildungen aus. Männliche Hunde sind dabei öfter betroffen als weibliche. Besonders prädisponierte Hunderassen sind: Cocker Spaniel, Deutscher Schäferhund, Deutsch Kurzhaar, Weimaraner, Golden Retriever, Gordon Setter, Kleinpudel, Chow Chow und Boxer.

Hunde zeigen am häufigsten maligne Melanome, Plattenepithelkarzinome und Fibrosarkom der Mundhöhle. Bei Katzen ist das Plattenepithelkarzinom am meisten vertreten, gefolgt vom Fibrosarkom. Eine weite Spanne von weiteren Tumorarten wird in der Maulhöhle beobachtet, unter anderem Osteosarkom, Chondrosarkom, anaplastisches Sarkom, Myxosarkom, Hämangiosarkom, Lymphom, Mastzelltumor und auch das Sticker Sarkom.

Häufig vorkommende Tumoren der Mundhöhle beim Hund und ihre Charakteristika

Malignes MelanomPlattenepithelkarzinomFibrosarkomAmeloblastom
Häufigkeit an ges. Oraltumoren30 – 40 %17 bis 25 %8 – 25 %5 %
Mittl. Alter bei Erkrankung128 bis 107-98
Prädisposition Geschlechtkeinekeinemännlichkeine
Größe d. TieresKleinere RassenGroße RassenGroße Rassenkeine
Bevorzugte LokalisationSchleimhaut im Lippen-, Backen und ZahnhalsbereichVorderer UnterkieferOberkieferim Zahn- und harten GaumenbereichUnterkiefer vorne
LymphknotenmetastasenOft (41-74 %)Seltener (≤ 40%)Gelegentlich (9 – 28 %)keine
Entfernte MetastasenOft (14 – 92 %)seltenGelegentlichkeine
AussehenPigmentiert (67 %), amelanotisch (33 %), ulzeriertRot, Blumenkohlartig, ulzeriertFlach, hart, ulzeriertRot, blumenkohlartig, ulzeriert
KnochenbeteiligungOft (57 %)Sehr oft (77 %)Oft (60-72 %)Fast immer
Operationserfolgmäßig bis gutGutMittel bis gutexzellent
Lokales WiederauftretenBis 59 %Bis 50 %31 – 60 %Bis 11 %
Mittlere Überlebenszeit5 bis 17 Monate9 bis 26 Monate10 bis 12 Monate≤ 28 bis 64 Monate
1- Jahres- Überlebenszeiten21 bis 35 %57 bis 91 %21 bis 50 %72 bis 100 %
Reaktion auf Bestrah-lungsbehandlunggutgutgeringexzellent
Bestmögliche Behandlungskombination

OP = Operation

B = Bestrahlung

C = Chemotherapie

I = Immunotherapie (dendritische Zellen)

OP +/- B +/- C

OP +/- B +/- I

OP + I

B + I

OP + B + I

OP + I

B + I

OP + B + I

OP + I
Prognose nach BehandlungskombinationMäßig bis gutGutGutexzellent
Mittlere Überlebenzeit≤ 36 Monate26 bis 36 Monate18 bis 26 Monate≥ 64 Monate

Häufig vorkommende Tumoren der Mundhöhle bei der Katze und ihre Charakteristika

sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt:

PlattenepithelkarzinomFibrosarkom
Häufigkeit an ges. Oraltumoren70 bis 80 %13 bis 17 %
Mittl. Alter bei Erkrankung10 bis 12 Jahre10 Jahre
Prädisposition Geschlechtkeinekeines
Bevorzugte LokalisationZunge, Kehlkopf, MandelbereichSchleimhaut Zahnbereich
Lymphknotenmetastasenseltenselten
Entfernte Metastasenseltenselten
Aussehen des TumorsGeschwollen, ulzeriertfest
KnochenbeteiligungNormalerweise immerNormalerweise immer
Operationserfolgschlechtmäßig
Mittlere Überlebenszeit≥100 Tage
1- Jahres- ÜberlebenszeitenWeniger als 10 %
Reaktion auf Bestrah-lungsbehandlungschlechtschlecht
Bestmögliche Behandlungskombination

OP = Operation

I = Immunotherapie (dendritische Zellen)

OP + I

Zoledronsäure 14 tägig i.v.

OP + I

Zoledronsäure 14 tägig i.v.

Prognose nach BehandlungskombinationSchlecht bis mäßigmäßig

Zeichen eines Tumors im Mundbereich bei Hund und Katze

Meistens bemerkt der Besitzer Schwellungen der Mundschleimhaut, der Innenfläche der Mundwinkel oder rund um die Zähne und geht dann zur gründlichen Untersuchung zum Tierarzt. Tumore im hinteren Bereich des Mundes oder des Rachenringes werden dagegen oft erst sehr spät bemerkt.

Welche Anzeichen können bei Hund und Katze auf einen oralen Tumor deuten?

  • sichtbare Anschwellungen, Zubildungen im Mundbereich
  • vermehrter Speichelfluss
  • Schluckbeschwerden
  • Vorquellen der Augen (Exopthalmus) oder Anschwellungen im Gesichtsbereich
  • Blutungen aus dem Mund, Nasenbluten
  • (zum Teil starker) Mundgeruch
  • Schmerzen bei der Futteraufnahme, Futterverweigerung
  • Schmerzen und Schwierigkeiten bei der Öffnung des Mundes
  • Schluckbeschwerden
  • lockere Zähne bei eigentlich zahngesunden Tieren

Die genaue Untersuchung der Mundhöhle kann dann häufig nur in Narkose erfolgen. Dies ist auch wichtig, damit genau die Ausdehnung der Veränderung festgestellt werden kann. Häufig sind neben Röntgenaufnahmen CT-Untersuchungen angezeigt, um das Ausmaß der Erkrankung zu bestimmen.

Es sollten Gewebeproben zur Untersuchung entnommen werden, um genau die Tumorart und damit die Vorgehensweise bei der Behandlung festzulegen.

Einteilung der klinischen Stadien beim oralen Tumor bei Hund und Katze

1. Primärtumor (T)

TisTumor in situ
T1≤ 2 cm Durchmesser an dickster Stelle
T1aOhne Knochenbeteiligung
T1bMit Nachweis der Knochenbeteiligung
T22 bis 4 cm Durchmesser an dickster Stelle
T2aOhne Knochenbeteiligung
T2bMit Nachweis der Knochenbeteiligung
T3≥ 4 cm Durchmesser an dickster Stelle
T3aOhne Knochenbeteiligung
T3bMit Nachweis der Knochenbeteiligung

2. Regionale Lymphknoten (N)

N0Keine regionale Lymphknotenmetastasen
N1Verschiebliche Lymphknotenvergrößerung auf der erkrankten Körperseite
N1aKein Hinweis auf Lymphknotenmetastase
N1bHinweis auf Lymphknotenmetastase
N2Verschieblicher Lymphknoten auf der anderen Körperseite
N2aKein Hinweis auf Lymphknotenmetastase
N2bHinweis auf Lymphknotenmetastase
N3Lymphknoten nicht mehr verschieblich

3. Fernmetastasen (M)

M0Keine Fernmetastasen
M1Fernmetastasen gefunden

Aus den Untersuchungsergebnissen von Primärtumor (T), regionalen Lymphknoten (N) und Fernmetastasen (M) ergibt sich folgende Stadieneinteilung bei Mundtumoren von Hund und Katze:

StadiumTumor (T)Lymphknoten (N)Metastasen (M)
IT1N0, N1a, N2aM0
IIT2N0, N1a, N2aM0
IIIT3N0, N1a, N2aM0
IVT1 – 3

T1 – 3

T1 – 3

N1b

N2b

N0 – 3

M0

M0

M1

Behandlung von Mundtumoren bei Hund und Katze

Wie aus den oben dargestellten Übersichten herauszulesen, ist es für die Behandlung und Prognose wichtig, das Ausmaß der Erkrankung frühzeitig zu erkennen. Deshalb sollte bereits bei Verdachtsfällen intensiv nachgeforscht werden, wie weit sich die Erkrankung ausgedehnt hat. Dann kann eine maßgeschneiderte Behandlung erfolgen, wie für die entsprechende Tumorart angemessen. Häufig sollte dabei eine Kombinationsbehandlung von Chirurgie, Bestrahlungsbehandlung und immunologischer Behandlung (dendritische Zelltherapie) angestrebt werden.

Interessant wird – vor allem bei Katzen – die Frage von Papillomavirusinfektionen als Teil der Krankheitsursache. Dies wird auch im Zusammenhang mit Tumorbildungen beim Menschen vergleichend diskutiert.

Quellen:

Liptak JM (2020): Oral Tumors in Withrow & MacEwen’s Small Animal Clinical Oncology, 6th Ed, St. Louis, MI, 432-448

Goldschmidt S et al. (2023): The diagnostic yield of preoperative screening for oral cancer in dogs over 15 years, part 1 and part 2: distant screening, DOI: 10.2460/javma.23.05.0300

Altamura G et al. (2024): Feline oral squamous cell carcinoma and Felis catus papillomavirus: is it time to walk the path of human oncology?, https://doi.org/10.3389/fvets.2023.1148673

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